Andrew Braybrook im Interview AG: Uridium
erschien auf dem C64 vor mittlerweile sieben Jahren. Wieso hat es so lange
gedauert, bis derAmiga mit einer Version des Klassikers bedacht wurde?
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Andrew Braybrook, der legendäre Programmierer verriet uns einige Geheimnisse. |
BR: Ganz einfach.
Spieleschreiben wurde mittlerweile zu einer so großen Aufgabe, daß es nicht
mehr von einer Person alleine zu erledigen ist. Die Grafikqualität wurde so
hoch, daß man nun schon einen qualifizierten Künstler dazu braucht. Ähnlich
ist es mit dem Programmieren, daß komplexer und professioneller wird. Teilweise
muß man sich schon auf bestimmte Gebiete spezialisieren. Es ist schwer vorstellbar,
daß ein einzelner dies alles alleine noch erledigen kann. Deshalb gibt es nun
immer mehr Teams, die organisiert sein müssen. Es wäre auch nicht fair, wenn
der führende Kopf das ganze Lob einheimst, während ein ganzes Team beschäftigt
war. In den letzten Jahren hat es sich außerdem zum Trend entwickelt, daß die
Publisher versuchen, ihr eigenes Firmenlogo auf die Verpackung zu bringen, so
daß es die Programmierer schwer haben, auf Covers oder in Anzeigen aufzutauchen.
Außerdem haben es die Entwickler schwer, irgendeinen Einfluß auf das Marketing
des Produktes zu nehmen. Deshalb bin ich auch froh darüber, daß Renegade mein
Produkt veröffentlichen wird. Wie es schon bei Fire & Ice der Fall war, kann
ich auf alle Stufen, die das Spiel durchschreitet, Einfluß nehmen. Ich bin nicht
mehr dazu verdammt, daß Spiel zu übergeben, und anschließend auf das Beste zu
hoffen. Schau Dir doch nur einmal das furchtbare Artwork zu Paradroid 90 an,
und wie wurde versucht, das Spiel zu vermarkten!
AG: Wie schätzt Du im Augenblick die Situation auf dem Hardwaremarkt
ein. Was bevorzugst Du ?
BR: Der Amiga kämpft gegenwärtig ums Überleben. Er ist in der selben
Situation wie der Atari ST vor zwei Jahren, meine ich. Der PC schaffte den Sprung
zum seriösen Spielemarkt, Rollenspiele beispielsweise, und die Konsolen schlucken
den Arcade-Spiele-Teil des Markts. Ich will wirklich nicht näher auf die Gründe
eingehen, aber es ist wirklich schade darum. Der Amiga bietet flexible Hardware,
die zu einigen schönen Sachen fähig ist, und er eröffnet Leuten, die zu Hause
arbeiten, einen Weg in das Programmieren, was bei Konsolen nicht möglich ist.
PCs sind ein bißchen rückständig, was Spiele betrifft, und außerdem gibt es
so viele verschiedene Formate, Geschwindigkeiten, Grafik-und Soundkarten. Deshalb
ist es schwierig, ein Spiel zu designen, das auf allen läuft. Auf alle Fälle
gehört das Programmieren zu Hause der Vergangenheit an.
AG: Werdet Ihr in Zukunft auch das ein oder andere Konsolenspiel entwickeln
?
BR: Graftgold hat bereits einige Konsolenspiele entwickelt. Sicherlich
ist es die Richtung, die wir in Zunkunft gehen werden. Wir haben bisher nur
zwei PC-Produkte gemacht, und es ist wirklich schwierig, diese so zu machen,
daß man damit Geld verdient. Fire & Ice wird derzeit außer Haus für PCs konvertiert,
aber es könnte unser letztes Spiel für PCs sein. Nachdem die Konsolen mit immer
besserer Hardware ausgerüstet
AMIGA GAMES 3/93