Mit Turrican II hat Manfred Trenz nicht nur eine Fortsetzung seines großen Erfolges Turrican programmiert, sondern ein Spiel, das seinen Vorgängerum Längen übertrifft. Der Titelheld kann sich nunmehr jederzeit in den unverwundbaren Kreisel verwandeln, hat verbesserte Waffen zur Verfügung und trifft auf knackigere Gegner. Auch technisch hat Manni viel gefeilt.
"Das wird vor allem in Level 3-l bis 3-3 deutlich" sagt Manni und weist auf das Parallel-Scrolling hin. Das in dieser Form einmalig auf dem 64er ist. Ob mir das aufgefallen wäre, will ManfredTrenz wissen. Ich muß zugeben. daß ich nur in der Amiga-Version bis zu diesem Level gekommen bin — und das auch nur, weil ich den Cheat hatte. Auf dem 64er gäbe es einen solchen ja nicht.
"Wie denn auch? Der Speicher ist rappelvoll — die 64er-Version war ja auch die eigentliche Urfassung des Spiels, alles, was dann kam oder noch kommt, sind Konvertierungen und nicht umgekehrt macht Trenz deutlich und schlägt vor, mir einmal die Besonderheiten der höheren Level zu zeigen.
"Ich spiele es Dir eben mal vor", meint er cool, nimmt gelassen den Joystick und lädt Turrican II in die Brotkiste, die in seinem Büro bei Rainbow Arts steht.Bereits in den ersten beiden Leveln wird deutlich, wieviel bei oberflächlichem Spielen einem doch entgeht. So gibt es zahlreiche enge Spalten und Durchlässe sowie Wege nach oben, die zwar beschwerlich und nur mit viel Joystickgespür zu bewältigen sind, dafür aber am Ende mit zahlreichen Extra-Leben aufwarten. Kein "1up", keinen mit Extras gefüllten Stein und kaum einen Diamanten läßt Manni außer acht.
"Ich bin nun einmal ein Sammler", lacht er und nimmt den Endgegner von Level 1-2, an dem ich mir immer noch die Zähne ausbeiße, fast mit links.
"Du mußt auf das Auge achten.Wenn es sich rot färbt, kommt gleich der Laser,wenn es schwarz ist, kannst Du gefahrlos reinballern.
Nach einem auführlichen Rundgang im dritten und vierten Level erfahre ich dann, was Manni anfangs mit dem Parallax-Scrolling meinte: In Level 3-1 bis 3-3, die Turrican mit seinem Flugi hinter sich bringen muß, besteht der Screen aus mehreren Ebenen, die alle in verschiedenen Richtungen scrollen. Das kann man nicht beschreiben, das muß man gesehen haben. Besonders schön ist eine Sequenz, wo ein Banner mit der Aufschrift "Katakis lives" auftaucht. Zur Erinnerung: KATAKIS ist Mannis erstes Programm für den 64er gewesen, Wer dieses Banner schnell abschießt, kann bis zu 200.000 Punkte einheimsen. Eigenwerbung mit Pfiff...Gelassen geht Manni weiter vor. Bei Level 5-1 gestehe ich ein, daß ich es zwar bis hierher geschafft hatte, mich jedochdann irgendwie verlief und schließlich den Weg ganz verlor. Den sieht manauch nicht auf den ersten Blick, denn er befindet sich inmitten einer Mauer, dieman zum Teil als Kreisel passieren und sich gleichzeitig den Weg freisprengen muß.
"ist doch ganz einfach", meint Manni und verweist auf die neuen Gegner in diesem Level. Aber auch die anderen, todbringenden Gebilde läßt er nicht außer acht. Besonders stolz ist Manni auf die "Walker", jene weißen Gegner, die man am besten dadurch vernichtet,in dem man auf sie hüpft.
"Das sollte man bei TURRICAN I aber besser nicht tun", schmunzelt Manfred Trenz.In Level 5-1, dem "Alien"-Level", geht es jedenfalls wahnsinnig hektisch zu, viel Kletterei ist angesagt und Ausprobieren, bevor man in den letzten Level kommt. Dort erwartet einen zunächst absolute Ruhe. Nichts, keine Gegner, kein Weg nach links oder rechts und schon gar nicht bergauf.
"Hier werden sich einige wahrscheinlich wundern" lacht Manni und zeigt, wo es lang geht. Eine Rakete, die sich der Held auf den Rücken schnallt, ist die Antwort. Auf dem Weg aus dem "schiefen Turm" begegnen dem Helden noch einmal sämtliche Gegner der vorherigen Levels. Und schließlich ist das Spiel zu Ende. Eine wunderschöne Grafik zeigt den Turm, durch den sich Turrican seinen Weg gebahnt hat. Der obere Teil zerspringt in 1000 Stücke. Dann der Abspann, dazu ein schöner Soundtrack von Markus Siebold. Gewollt oder ungewollt wird die Musik genau an der Stellem elancholisch, als auf dem Screen zu lesen ist, daß dies Mannis letztes Spiel fürden 64er gewesen sei.
"Ich habe einen Brief eines italienischen Fans erhalten, der ganz traurig über diese Nachricht war. Er hat darumgebeten, daß ich "Turrican III" mache. Naja,wenn die Protestwelle anhält, werde ich mir meinen Entschluß, keinen dritten Teil und kein Spiel für den 64ermehr zu machen, noch einmal überdenken müssen..."Momentan überdenkt Manfred Trenz aber das Konzept für sein erstes Amiga-Spiel. Noch hat er keine klare Vorstellung von dem Game an sich, weiß aberschon eifrig dafür zu werben:
"Wenn, dann wird es ein Ballerspiel sein, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat." Man darf gespannt sein. Wer Manni kennt, weiß, daß er bisher gehalten hat, was andere einem immer versprechen. Trotz seines Erfolges ist Manfred Trenz auf dem Teppich geblieben und findet sehr viel Lob für andere Spiele, an deren Produktion er nicht beteiligt ist.
"Ich treffe mich auch mit Bekannten,und wir ballern um die Wette", erklärt er. Nur mit Bekannten oder auch — mit Mitarbeitern der ASM? Hans-Joachim Amann, auch A-Man genannt, will es wissen. Und er möchte erfahren, ob Manni nicht nur bei Ballerspielen. sondern auch bei Sport- und Geschicklichkeitsspielen ein Meister ist. Er fordert Manni daher zu einem Wettstreit in der ASM-Redaktion heraus! Ob Manfred Trenz diese Herausforderung wohl annimmt? Wir warten gespannt auf seineReaktion...
KLAUS TRAFFORD
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